Praxis
Dr. med. Martha Ritzmann-Widderich - Arno Widderich - Rottweil
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Die Nahrungseinschränkung, insbesondere der Verzicht auf schwerverdauliche
Nahrungsmittel und Mahlzeiten gehörte in den Zeiten vor Einführung der Antibiotika
zur selbstverständlichen Grundbehandlung von Infektionserkrankungen. Auch
ein kurzfristiges Fasten, gehörte früher zu den üblichen Maßnahmen
bei Fieber und Infektionserkrankungen. Begleitend hierzu wurde meist eine
Darmreinigung durch einen Einlauf oder die Gabe eines Abführmittels
vorgenommen. Noch vor wenigen Jahrzehnten gehörte ein Einlaufgerät oder
ein Klistier zur Grundausstattung jeder Hausapotheke.
Der Verlauf von Infektionserkrankungen läßt sich durch Nahrungseinschränkung
oder eine Kurzfastenkur meist außerordentlich günstig beeinflußen. Menschen,
die noch keine Vorerfahrung mit Fastenkuren oder darmreinigenden Verfahren
gemacht haben, sollten sich allerdings auch bei der Durchführung von Kurzfastenkuren
von einem geschulten naturheilkundlichen Behandler unterstützen lassen.
In jedem Falle ist es sinnvoll die Behandlung von Infektionserkrankungen
und Fieber diätetisch zu unterstützen. Als Grundregel für eine solche „Infektdiät'
könnte man festhalten: So wenig essen wie möglich, soviel wie nötig.
Basisregeln
der Ernährung bei Infekten
Generell sollte bei fieberhaften Erkrankungen nur sehr leichte Kost gegessen
werden. Es sollte möglichst viel neutrale Flüssigkeit getrunken werden.
Das heißt vor allem Wasser und Kräutertees, die man je nach Krankheitsfall
zusammenstellen kann. Die Menge sollte bei mindestens 2 Litern oder mehr
liegen, bei Kindern entsprechend etwas weniger. Zur Erhöhung der Vitaminzufuhr
sind einige Gläser frisch gepreßter Gemüse- und Obstsäfte vorteilhaft, die
schluckweise getrunken werden. Insbesondere Obstsäfte sollten nur verdünnt
getrunken werden. Je weniger Nahrung aufgenommen wird, um so eher sind auch
- zumindest vorübergehend - gute Breitband-Vitaminpräparate zu
empfehlen, um einen Mangel zu vermeiden.
Schnell gemacht und sehr bekömmlich sind Suppen oder Breie aus püriertem
Gemüse. Das in Wasser weich gedünstete Gemüse wird mit dem Pürierstab püriert
oder durch ein Sieb gedrückt und nach Geschmack gewürzt. Die Temperatur
der Getränke wird dem Befinden und Bedürfnis des Kranken und der Körpertemperatur
angepaßt. Bei hohem Fieber können kühle Getränke helfen, die Temperatur
zu senken, bei Frösteligkeit und wenn Schweißbildung erwünscht ist, werden
warme und heiße Getränke zugeführt. Eine leichte scharfe Würze durch Curry,
Ingwer oder Pfeffer wird dann häufig als angenehm empfunden. Bei starker
Schweißbildung, bzw. wenn aus therapeutischen Gründen schweißtreibende Maßnahmen
vorgenommen werden, ist neben der Flüssigkeitzufuhr auf eine ausreichende
Versorgung mit Mineralstoffen, insbesondere von Salz zu achten. Ansonsten
besteht die Gefahr eines Kreislaufkollapses. Hier bietet es sich an, diese
in Form von ausreichend gesalzenen Gemüse- oder Fleischbrühen zuzuführen.
Bei gleichzeitig bestehenden Durchfällen und Erbrechen ist insbesondere
auf eine ausreichende Zufuhr von Salz und Kalium und die Zufuhr von leicht
aufnehmbaren Kohlenhydraten zu zu achten. In der Apotheke sind extra zu
diesem Zweck vorgefertigte Salz-Kalium-Zucker-Trinklösungen erhältlich.
Alternativ hierzu lassen sich Abkochungen von Reis verwenden, der außerordentlich
kaliumhaltig ist. 1 Becher Reis wird mit ein bis anderthalb Liter Wasser
eine dreiviertel bis eine Stunde bei mittlerer Hitze gekocht. Anschließend
wird die Brühe durch ein Sieb gegossen, der ausgekochte Reis wird weggeworfen.
Die Brühe wird so geslzen, daß sie deutlich salzig schmeckt und
tassenweise über den Tag getrunken. Die Zufuhr von Zucker kann durch
das Trinken verdünnter Fruchtsäfte gewährleistet werden.
Insbesondere bei Kleinkindern und Säuglingen führen
Durchfälle schnell zu bedrohlichen Flüssigkeitsverlusten. Deswegen
ist hier große Vorsicht geboten und im Zweifelsfall immer ein Kinderarzt
hinzuzuziehen.
Konkrete Hinweise in der Übersicht
Wichtig
viel trinken:
2 Liter oder mehr heiße Getränke, wenn Schweißbildung erwünscht
ist,
kühle Getränke, wenn das Fieber hoch ist und die Temperatur gesenkt
werden soll.
Meiden oder stark reduzieren
tierisches Eiweiß: Fleisch, Wurst, Käse, Fisch, Meeresfrüchte,
Ei
Milch und Milchprodukte
schwere Speisen: z.B. Fleisch mit Kartoffeln
Zucker- und zuckerhaltige Lebensmittel
Fett und fetthaltige Lebensmittel
Günstig
gedünstetes Gemüse, Blattsalate
Breie oder dicke Suppen aus püriertem Gemüse
etwas frisches Obst oder ungezuckertes Kompott
etwas Kartoffeln, Reis oder Hirse - oder Brei daraus
etwas geröstetes feines Vollkornbrot, Getreidebrei oder Brei aus Getreideflocken
Gemüsebrühen oder Gemüsesuppen
klare Fleischbrühe ohne Fleischeinlage
Hühnersuppe
verdünnte Gemüse- und Obstsäfte
Bei starker Schweißbildung
ausreichende Salz- und Flüssigkeitszufuhr beachten
viel Wasser oder Kräutertee
gesalzene Gemüsebrühen oder klare Fleischbrühen (ohne Fleischeinlage,
Ausnahme Hühnersuppe)
Bei Durchfällen und Erbrechen
auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten
Salz-, Kalium- und Zuckerzufuhr erhöhen durch Fertigpräparate
aus der Apotheke oder gesalzene Reisbrüchen in Kombination mit verdünnten
Fruchtsäften.